Ursachen für Stress

»Entpann‘ dich mal!« Diesen Appell erhalten wir oft, wenn wir gestresst sind und nervös oder überzogen reagieren. Aber was genau ist dann eigentlich mit uns los?

Stress ist eine natürliche Reaktion unseres Körpers auf innere oder äußere Reize (Stressoren). Dies können Situationen, Personen, Ereignisse oder Umwelteinflüsse sein, die anhand der eigenen Bewertung Stress verursachen. In Zeiten, in denen es um das reine Überleben ging, versetzte dies unsere Vorfahren in die Lage, kurzfristig zu entscheiden über Kampf oder Flucht. Schnelligkeit war überlebenswichtig, da eine allzu ausführliche Bewertung tödlich enden konnte.

Die Stressachse in unserem Körper wird allerdings unabhängig davon aktiviert, ob der Stressor ein prähistorisches Tier ist, ein schlechtgelaunter Chef, eine Prüfung oder Höhenangst. Unser Körper aktiviert dann Ressourcen für mehr Leistungsfähigkeit, um die akute Bedrohungslage möglichst unbeschadet zu überstehen. Ist man dem Säbelzahntiger entkommen oder hat ihn erfolgreich bekämpft, stellt der Körper wieder auf Normalbetrieb um.

In der heutigen Zeit ist Stress nützlich, wenn wir Neues lernen oder Herausforderungen meistern wollen. Kurzzeitiger Stress kann gesund sein, dauerhafter Stress nicht.

Wenn die Erholung ausbleibt, wird Stress chronisch. Der Körper hält das Überlebensprogramm aufrecht und wir stehen unter permanenter Anspannung. Das belastet den Organismus und die Psyche, beeinträchtigt unsere Lebensqualität und fördert die Entstehung von Krankheiten.

Einer forsa-Umfrage in Deutschland zufolge (TK-Stressstudie 2021)

  • ist ein Viertel der Menschen häufig gestresst
  • hat subjektiv empfundener Stress in den letzten Jahren signifikant zugenommen
  • wurden als wichtigste Faktoren Beruf/Studium, hoher Anspruch an sich selbst, Erkrankung Nahestehender, Konflikte in Partnerschaft & Familie und ständige Erreichbarkeit genannt.

Was uns stresst

  1. Physisch, physikalisch: Hitze, Kälte, Reizüberflutung, ständige Erreichbarkeit, Lärm, Straßenverkehr, Schmerz, Fehlernährung, Umweltverschmutzung, Schlafmangel
  2. Psychisch: Ängste, Sorgen, Frust, Misstrauen, hoher Anspruch an sich selbst, Perfektionismus, unerfüllte Wünsche, negative Glaubenssätze
  3. Sozial: Zeitdruck, Leistungsdruck, Konkurrenz, Isolation, Über- oder Unterforderung, zwischenmenschliche Konflikte
  4. Lebensverändernde Ereignisse: Jobwechsel, Krankheit oder Tod Nahestehender, Naturkatastrophen, Kriege, Einschränkung der Gesundheit
Stress und Wechseljahre

Symptome bei Stress

Stress wirkt auf unseren Körper und unsere Psyche.

Als Reaktion auf einen Stressor wird im Gehirn die Aktivierung verschiedener Mechanismen ausgelöst, um schnell notwendige Energie zur Bewältigung bereitzustellen.

Dabei werden die Stresshormone Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Sie bewirken verschiedene Anpassungen im Körper, u.a. die Steigerung von Herzfrequenz und Blutdruck, die Beschleunigung der Atmung und Freisetzung von Glukose aus körpereigenen Energiespeichern für eine gute Muskelversorgung. Nicht benötigte Körperfunktionen wie die Fortpflanzung werden heruntergefahren.

Bei chronischem Stress versucht der Körper sich daran anzupassen. Dies führt zu dauerhaft erhöhten Cortisolwerten und stört gleichzeitig die Ausschüttung anderer Hormone.

Eine weitere Rolle spielt die kognitive Bewertung eines Reizes. Dabei wird der Einfluss auf das eigene Wohlergehen geprüft und je nach Relevanz eine Bewältigungsstrategie gewählt.

Kurzfristige Stress-Symptome sind u.a.

  • Herzklopfen
  • Kalte Hände
  • Kalter Schweiß
  • Erhöhung der Atemfrequenz
  • Anstieg des Blutzuckerspiegels
  • Erweiterung der Bronchien
  • Hemmung der Verdauung

Langfristige Stress-Symptome sind u.a.

  • Erschöpfung
  • Infektanfälligkeit
  • Bluthochdruck
  • Verspannungen
  • Schlafstörungen
  • Verdauungsstörungen
  • Entzündliche Prozesse
  • Psychische Erkrankungen

Die forsa-Umfrage in Deutschland (TK-Stressstudie 2021ergab, dass ein Großteil von häufig gestressten Personen unter Erschöpfung, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Migräne, Niedergeschlagenheit bzw. Depressionen leidet. Bei weniger gestressten Personen wurden diese Beschwerden seltener genannt.

Stress und Wechseljahre

Stress und Wechseljahre

Stress kann die Symptome der Wechseljahre verstärken.

Unser Alltag in den Wechseljahren ist oft geprägt von vielen Aufgaben und Verantwortung. Wir sind permanent gefordert – im Job, durch Kinder, pflegebedürftige Eltern, den eigenen Alterungsprozess und weitere Faktoren in unserem Lebensumfeld.

Die Balance unserer Hormone ist lebenswichtig für unsere Gesundheit. Langanhaltender Stress hat einen negativen Einfluss auf unser hormonelles Gleichgewicht mit erheblichen Folgen für unseren Körper.

In den Wechseljahren – ab etwa 40 Jahren – verringert sich die Produktion der Sexualhormone Östrogen und Progesteron in den Eierstöcken. Diese Aufgabe wird fortan in kleinen Mengen von den Nebennieren übernommen.

Sind nun die Nebennieren durch chronischen Stress dauerbeansprucht, können sie dieser Aufgabe nicht effektiv nachkommen. Da der Überlebensmodus im Körper Vorrang vor anderen Funktionen wie der Fortpflanzung hat, wird die Produktion der Stresshormone Adrenalin und Cortisol priorisiert. Dies kann zu einer Nebennierenerschöpfung führen.

Kommen nun noch Wechseljahressymptome wie Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen hinzu, geraten wir aus der Balance und können sich Beschwerden verstärken. Studien zufolge steht z.B. die Regulationsstörung von Cortisol in einem Zusammenhang mit Hitzewallungen bei Frauen in den Wechseljahren.

Mit steigendem Stresslevel vernachlässigen wir häufig auch unsere Ernährung und regelmäßige Bewegung, können uns weniger gut abgrenzen und haben selten Erholungsphasen. Ein ungünstiger Cocktail und höchste Zeit, unseren Lebensstil nachhaltig anzupassen.

Stress und Wechseljahre

Bewältigung von Stress

Wir können nicht allen Situationen, die uns stressen, aus dem Weg gehen. Aber wir können einen besseren Umgang damit finden und Strategien zur Bewältigung entwickeln.

Nochmal kurz zusammengefasst:

Kurzzeitiger und positiver Stress (Eustress) versetzt unseren Körper in die Lage, schnell Höchstleistung zu erbringen. Folgt auf die Anspannung wieder eine Entspannung, kann sich der Körper von der Belastung erholen. Dieser vorübergehende Prozess kann sogar die Gesundheit fördern.

Andauernder und negativer Stress (Distress) bewirkt das Gegenteil, der Organismus hält die körperlichen Anpassungen aufrecht und die Erholungshase bleibt aus. Diese Dauerbelastung kann die Gesundheit gefährden und die Entstehung von Krankheiten fördern.

Die Bewältigung von Stress und Förderung von Resilienz kann auf drei Ebenen erfolgen:

  1. Aktiv werden, sich informieren und Hilfe suchen, Lösungsstrategien entwickeln
  2. Stressoren neu bewerten, ein positives Mindset entwickeln
  3. Regeneration durch Entspannung, gesunde Ernährung und Bewegung

Tipps:

  • Gesunde Ernährung
  • Regelmäßige Bewegung
  • Bewusste Atmung
  • Meditation
  • Entspannung
  • (Digitale) Auszeiten
  • Zeitmanagement
  • Achtsamkeitstagebuch
  • Hobbies nachgehen
  • Faulenzen

Durch einen gesunden Lebensstil schaffen wir eine solide Basis für einen ausgeglichenen Hormonhaushalt.

Bildnachweis

…in Arbeit

Lina Engelmann

Carina Breuer (50) ist Kommunikations- und Marketingexpertin, Bloggerin und Autorin. Motiviert durch ihr eigenen Erfahrungen hat sie die digitale Plattform MENOMENTE gegründet, um Frauen in den Wechseljahren mit Wissen und Inspiration dabei zu unterstützen, ihren persönlichen Kompass für diese Lebensphase zu finden. Hier und auf Instagram schreibt sie über alles, was Frauen in dieser spannenden Zeit bewegt.