Der weibliche Zyklus und Hormonhaushalt

Der weibliche Zyklus und Hormonhaushalt sind ein perfekt aufeinander abgestimmtes Team, das bei den meisten Frauen über viele Jahre mehr oder weniger zuverlässig funktioniert. Während der Wechseljahre kommt unser Hormonorchester jedoch aus dem Takt, wirbelt uns und unseren Zyklus ganz schön durcheinander und sorgt für allerlei Misstöne in Form unterschiedlicher Beschwerden.

Damit du die Abläufe und Signale deines Körpers besser einordnen und entsprechend darauf reagieren kannst, schauen wir uns in diesem Beitrag an,

  • wie der weibliche Zyklus funktioniert und welche Phasen er durchläuft
  • welche Hormone beim Zyklus der Frau eine wesentliche Rolle spielen und was ihre Aufgaben sind
  • welche Veränderungen die Wechseljahre für den Hormonhaushalt mit sich bringen und wie sich das auf den Zyklus auswirkt
  • und warum es überhaupt zu hormonellen Dysbalancen kommt.

So funktioniert der weibliche Zyklus

Solange alles läuft, wie es soll, machen wir uns kaum Gedanken über unsere Hormone und unseren Zyklus. Erst wenn es um Verhütung oder Kinderwunsch geht, wenn irgendetwas aus dem Takt gerät, uns körperliche oder psychische Beschwerden plagen und beeinträchtigen, beschäftigen wir uns näher damit und stellen dann vielleicht fest: »Eigentlich weiß ich gar nicht so genau, wie mein Zyklus so funktioniert.«

Die wichtigsten Fakten zum weiblichen Zyklus auf einen Blick:

  • Der Monatszyklus ist ein wiederkehrender Rhythmus im Leben einer Frau, der den Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet (also die Befruchtung einer Eizelle und ihre Einnistung in der Gebärmutter).
  • Ein Zyklus erstreckt sich vom ersten Tag der Regelblutung bis zum letzten Tag vor der nächsten Menstruation.
  • Laut Lehrbuch dauert ein Zyklus durchschnittlich 28 Tage, im echten Leben ist alles zwischen 21 und 35 oder sogar 40 Tagen »normal«.
  • Die Regelblutung dauert im Schnitt 4 bis 6 Tage.
  • Der Zyklus teilt sich in 2 Hälften (vor und nach dem Eisprung), insgesamt spricht man von 4 Phasen.
  • Der Eisprung findet 12 bis 14 Tage vor dem Einsetzen der Menstruation statt, lässt sich demnach immer erst im Nachhinein exakt bestimmen.

Der Zyklus umfasst periodisch ablaufende Vorgänge im Körper einer Frau, die sich über Jahrzehnte regelmäßig wiederholen: von der ersten Periode – auch Menarche genannt – bis zur letzten Regelblutung, der Menopause. Während dieses Lebensabschnitts kann eine Frau schwanger werden und Kinder bekommen.

Nach bisherigem Kenntnisstand hat ein Mädchen bei seiner Geburt ca. zwei Millionen Follikel in den Ovarien. Die Anzahl reduziert sich bis zur Pubertät auf ungefähr 400.000. Im Alter von 40 Jahren sind noch rund 10.000 bis 50.000 Follikel übrig. Zusätzlich zu den ca. 500 Eisprüngen, die eine Frau im Laufe ihres Lebens hat, gehen pro Monat in etwa 1.000 Follikel spontan zugrunde.

Der weibliche Zyklus besteht aus zwei Zyklushälften, die als Follikelphase (vor dem Eisprung) und Lutealphase (nach dem Eisprung) bezeichnet werden, und gliedert sich in vier Phasen. Der Einfachheit halber beziehen sich die in Klammern angegebenen Tage auf einen »Lehrbuch-Zyklus« von 28 Tagen.

Dieser Rhythmus wird von Hormonen gesteuert, deren Zusammenspiel in Regelkreisen erfolgt. Die an der Steuerung des Zyklus beteiligten Hormone beeinflussen sich gegenseitig, sodass immer ein Gleichgewicht vorhanden ist.

Stress und Wechseljahre

FSH = follikelstimulierendes Hormon
LH = luteinisierendes Hormon
Follikel = Eibläschen, in dem sich die Eizelle befindet
Ovulation = Eisprung

Phase 1: Menstruation (Tag 1 bis ca. 5)

Fand keine Befruchtung der Eizelle statt, wird die Schleimhaut, die sich in der Gebärmutter zur Einnistung der befruchteten Eizelle aufgebaut hatte, über Kontraktionen mit der Regelblutung ausgeschieden.

=> Hormonstatus: Östrogen und Progesteron sind niedrig.

Phase 2: Follikelphase (ca. Tag 5 bis 14)

Durch FSH wird die Reifung der Follikel in den Eierstöcken angeregt, durchschnittlich 20 bis 25. Diese wiederum produzieren Östrogen, welches ins Blut abgegeben wird und u. a. am Aufbau der Gebärmutterschleimhaut beteiligt ist. Nur ein Follikel erlangt die volle Reife, die anderen sterben ab.

=> Hormonstatus: FSH und Östrogen steigen an.

Phase 3: Eisprung und fruchtbare Tage (ca. Tag 14)

Der Eisprung wird durch einen Abfall des Östrogenspiegels, einen Anstieg von FSH und LH ausgelöst. Dabei platzt der am weitesten entwickelte Follikel und gibt die Eizelle frei, die nun über einen der beiden Eileiter zur Gebärmutter wandert. Das dauert ungefähr drei Tage. Wird die Eizelle innerhalb von ca. 24 Stunden nach dem Eisprung von einem Spermium befruchtet, kommt es zu einer Schwangerschaft. Da Spermien bei Körpertemperatur bis zu fünf Tage überlebensfähig sind, kannst du auch schwanger werden, wenn du VOR dem Eisprung ungeschützten Geschlechtsverkehr hattest.

=> Hormonstatus: FSH steigt leicht an, LH steigt stark an, Östrogen sinkt ab.

Phase 4: Lutealphase (Tag 14 bis 28)

Nach dem Eisprung wird der geplatzte Follikel in den sogenannten Gelbkörper umgewandelt, der Progesteron und kleine Mengen Östrogen produziert. Das Progesteron (wird auch Gelbkörperhormon genannt) hält die Gebärmutterschleimhaut aufrecht, damit sich dort gegebenenfalls die befruchtete Eizelle einnisten kann. Durch das Gelbkörperhormon kann die Körpertemperatur leicht ansteigen. Kommt es zu keiner Einnistung, bildet sich der Gelbkörper zurück, stellt die Hormonproduktion ein und es kommt zur Abstoßung der Gebärmutterschleimheit über die Regelblutung – der Zyklus beginnt von Neuem. Im Fall einer Befruchtung bleibt der Gelbkörper in Funktion und verhindert eine weitere Follikelreifung.

=> Hormonstatus: Progesteron steigt an, geringer Anstieg Östrogen. Beide fallen bei ausbleibender Befruchtung ab.

Was sind Hormone und wie »ticken« sie?

Hormone sind körpereigene, chemische Botenstoffe und wahre Teamplayer. Sie arbeiten u. a. eng mit dem Nervensystem zusammen und steuern so ziemlich alle Vorgänge in deinem Körper: Herzschlag, Atmung, Temperatur, Schlaf-Wach-Rhythmus, Libido, Appetit und Verdauung, Stoffwechsel, Stimmung und vieles mehr, auch deinen Zyklus.

Chemisch gesehen werden Hormone in drei Gruppen eingeteilt:

  1. Aminosäureabkömmlinge – werden hauptsächlich in der Schilddrüse und dem Nebennierenmark gebildet.
  2. Peptidhormone – Hauptbildungsorte sind Hypothalamus, Hypophysenvorderlappen, Schilddrüse, Nebenschilddrüse und Bauchspeicheldrüse.
  3. Steroidhormone – werden überwiegend in der Nebennierenrinde und den Eierstöcken (beim Mann in den Hoden) gebildet.

Die Produktion der Hormone im weiblichen Hormonsystem erfolgt in den endokrinen Drüsen wie zum Beispiel im Hypothalamus (er ist sozusagen der Dirigent deines Hormonorchesters), in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse), der Epiphyse (Zirbeldrüse), Schilddrüse und Nebenschilddrüse, der Bauchspeicheldrüse, den Nebennieren und Eierstöcken. Ihre Ausschüttung wird durch spezifische Regelkreise kontrolliert.

Als Teamplayer kommunizieren deine Hormondrüsen laufend miteinander. So ist sichergestellt, dass die Hormone in genau den richtigen Mengen hergestellt werden. Die Hormondrüsen geben dem Hypothalamus als oberste Instanz der Hormonregulation permanent Rückmeldung über die aktuellen Hormonspiegel, sodass er den Bedarf ständig anpassen kann, indem er jeweils mehr oder weniger Hormone ausschütten lässt.

Das sind die wichtigsten Hormone, die am weiblichen Zyklus beteiligt sind:

  • GnRH (Gonadotropin Releasing Hormon): bewirkt in der Hypophyse die Ausschüttung von FSH und LH
  • FSH: bewirkt das Wachstum der Follikel in den Eierstöcken und deren Reifung
  • LH: wirkt stimulierend auf die Reifung der Eizellen, den Eisprung und die Bildung des Gelbkörpers (Progesteron)
  • Östrogen: ist zusammen mit Progesteron für die Um- und Abbauvorgänge der Gebärmutterschleimhaut zur Einnistung einer Eizelle verantwortlich
  • Progesteron: hält die Gebärmutterschleimhaut aufrecht und hilft dem Körper, sich auf eine Schwangerschaft vorzubereiten und diese zu erhalten

Die Hormone in den Wechseljahren

Der sich neigende Eizellenvorrat in den Wechseljahren wirkt sich spürbar auf das fein abgestimmte monatliche Gleichgewicht der Hormone aus. Alles über die verschiedenen Phasen und typischen Symptome in den Wechseljahren erfährst du in unserem Beitrag Wechseljahre verstehen.

Unsere Eierstöcke produzieren jetzt nicht mehr so regelmäßig Östrogen und Progesteron wie früher. Da immer weniger Eizellen vorhanden sind und unser Körper sie nicht mehr im gewohnten Rhythmus, sondern meist seltener abgibt, schwindet auch das Progesteron zusehends. Das wiederum sorgt für ein Ungleichgewicht der beiden Hormone und führt oft zu einer Östrogendominanz, vor allem in der Perimenopause.

Die Hormone FSH und LH steigen zuerst langsam, später immer mehr an. Da der Eisprung immer öfter ausbleibt, nimmt das Progesteron weiter ab und auch der Östrogenspiegel sinkt im Laufe der Wechseljahre zunehmend. In der Postmenopause angekommen pendeln sich Progesteron und Östrogen mit der Zeit auf einem dauerhaft niedrigen Niveau ein, während FSH und LH von nun an erhöht bleiben.

Hormonelle Dysbalancen

Sowohl unser Nerven- als auch unser Hormonsystem sind sehr sensibel und schnell mal aus dem Gleichgewicht gebracht. Vereinfacht gesagt entstehen hormonelle Dysbalancen, wenn von einzelnen Hormonen entweder zu viel oder zu wenig da ist.

Stellen wir uns das Hormonsystem noch einmal als ein perfekt aufeinander abgestimmtes Orchester vor, wird schnell klar, dass die Störung oder gar der Ausfall eines Instruments sich nachhaltig auf das gesamte Konstrukt auswirkt. Durch seine vielseitigen Regulationsmechanismen ist der Körper in der Lage, mögliche Mängel oder vorübergehende Störungen auszugleichen. Gerät die hormonelle Balance in ein Ungleichgewicht, kann dies auf Dauer zu Erkrankungen führen.

Verschiedene Faktoren können unser Hormonsystem aus der Balance bringen: Schlafmangel, Sorgen und Ängste, Stress, Bewegungsmangel, Leistungssport, Medikamente, Fehlernährung und Nährstoffmangel, Schwankungen des Blutzuckerspiegels, Alkohol, Koffein, Darmkrankheiten, chronische Entzündungen, Sterilisation, Wechseljahre, Erkrankungen der hormonproduzierenden Drüsen, Autoimmunerkrankungen, aber auch Adipositas, Anorexie oder massive Gewichtsschwankungen.

Auf diese Einflüsse reagiert der Hypothalamus, indem er vermeintlich notwendige Hormone in bestimmten Mengen durch unseren Körper schickt – die Produktion also ankurbelt oder drosselt. Diese Reaktion trägt allerdings nicht unbedingt zu unserem körperlichen Wohlbefinden bei. Lass uns das anhand eines konkreten Beispiels genauer betrachten.

Beispiel: Wie sich Schlafmangel auf deinen Hormonhaushalt und deine Gesundheit auswirkt

Sagen wir mal, du stehst seit geraumer Zeit unter Stress. Dieser Zustand veranlasst deinen Körper, kontinuierlich mehr vom Stresshormon Cortisol auszuschütten. Cortisol versorgt uns blitzschnell mit Energie, wir sind sofort im Fight-or-flight-Modus und können reagieren. Ist die »Gefahr« vorbei, wird die Cortisolproduktion normalerweise wieder gedrosselt. Stehst du allerdings unter Dauerstress, schüttet dein Körper weiter Cortisol aus und fährt im Gegenzug alle nicht lebensnotwendigen Vorgänge runter, um möglichst effizient zu arbeiten, Energie zu sparen und schnelle Energiereserven anzuzapfen. Dadurch erhöhen sich jedoch der Blutzucker- und Insulinspiegel, die Eierstöcke produzieren weniger Hormone, die Schilddrüse fährt ihre Funktion zurück und dein Stoffwechsel verlangsamt sich. Das alles führt letztlich dazu, dass dein Körper Fett einlagert, anstatt es zu verbrennen, und du zunimmst, obwohl du möglicherweise sogar weniger isst als normalerweise.

Mach dich, deine Gesundheit und dein Wohlbefinden zur obersten Priorität

Indem wir uns bewusst machen, welche Faktoren wie auf unseren Körper wirken, können wir gezielt und präventiv agieren, um gesund zu bleiben und uns in unserem Körper wohl zu fühlen.

Durch die Veränderungen des hormonellen Zusammenspiels während der Wechseljahre können viele verschiedene Beschwerden auftreten. Zu den fünf am häufigsten genannten gehören Hitzewallungen, Schlafstörungen, trockene Haut und Schleimhäute, Stimmungsschwankungen und Erschöpfung.

Auch unser seelisches Gleichgewicht kann in den Wechseljahren aus dem Takt geraten. Schließlich hat Östrogen einen direkten Einfluss auf den als Glückshormon bekannten Neurotransmitter Serotonin – ein niedrigerer Östrogenspiegel verändert damit auch den Serotonin-Haushalt.

Selbstfürsorge, Gesundheit und das eigene Wohlbefinden sollten in jedem Alter einen hohen Stellenwert für uns haben. Aber spätestens mit Beginn der Wechseljahre sind eine gesunde Lebensweise und Vorsorge extrem wichtig. Altersbedingt und auch durch die schwindende Schutzfunktion des Östrogens im Körper erhöht sich das Risiko für Osteoporose, Herz-Kreislauferkrankungen, Alzheimer, hohe Cholesterinwerte, Diabetes und verschiedene Krebsarten.

Der Lauf der Natur lässt sich nicht aufhalten, aber wir selbst können viel dazu beitragen, uns in unserem Körper wohlzufühlen, Wechseljahressymptome zu lindern und gesund und vital älter zu werden.

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Bildnachweis
  • Header: Hormonhaushalt der Frau, Adobe Stock: 282967488
  • Zyklusphasen: Menstruationszyklus, Adobe Stock: 369444404
Lina Engelmann

Carina Breuer (50) ist Kommunikations- und Marketingexpertin, Bloggerin und Autorin. Motiviert durch ihr eigenen Erfahrungen hat sie die digitale Plattform MENOMENTE gegründet, um Frauen in den Wechseljahren mit Wissen und Inspiration dabei zu unterstützen, ihren persönlichen Kompass für diese Lebensphase zu finden. Hier und auf Instagram schreibt sie über alles, was Frauen in dieser spannenden Zeit bewegt.