Die Wechseljahre sind keine Krankheit

Eines gleich vorweg: Die Wechseljahre sind keine Krankheit, der wir gänzlich hilflos ausgeliefert sind, sondern eine Phase der hormonellen Umstellung. Auch, wenn es schon eine Weile her ist: Wir kennen dieses Auf und Ab unseres »Hormonorchesters« bereits aus der Pubertät.

Untersuchungen zufolge haben rund ein Drittel der Frauen starke, ein Drittel mittlere und ein Drittel so gut wie keine Beschwerden während der Wechseljahre. Ob wir die Wechseljahre grundsätzlich als belastend oder bereichernd empfinden, hängt unter anderem auch von unserer inneren Einstellung ab. Mit unserem Lebensstil, wie wir uns ernähren und wie achtsam wir mit uns selbst umgehen, können wir einen gewissen Einfluss darauf nehmen, wie wir durch diese Jahre der Veränderung kommen.

Um voll und ganz in diese von Veränderungen geprägte Lebensphase eintauchen zu können, bekommst du in diesem Beitrag einen Überblick,

  • was in den Wechseljahren grundsätzlich passiert
  • wie lange sie dauern, in welche Phasen sie unterteilt werden und wie sich deine Hormonspiegel währenddessen verändern
  • welche Symptome auftreten können und wie sich feststellen lässt, ob du schon in den Wechseljahren bist
  • und was du tun kannst, um die Wechseljahre möglichst entspannt und selbstbestimmt zu erleben.

Was passiert in den Wechseljahren?

Lass uns mit einer Begriffsdefinition starten:

Oft verwenden wir die Begriffe Wechseljahre, Klimakterium und Menopause synonym, was aber nicht ganz korrekt ist: Wechseljahre und Klimakterium sind dasselbe und bezeichnen die Jahre der hormonellen Umstellung von der fruchtbaren auf die unfruchtbare Phase. Sie umfassen einen längeren Zeitraum und mehrere Phasen. Die Menopause hingegen ist die letzte Regelblutung, auf die zwölf Monate hintereinander keine weitere Menstruation erfolgt – sie lässt sich erst im Nachhinein treffsicher bestimmen.

Während der Pubertät beginnt unser monatlicher Zyklus: Die Eierstöcke setzen die Sexualhormone Östrogen und Progesteron frei, der Eisprung findet statt, die Gebärmutterschleimhaut wird aufgebaut und die Regelblutung ausgelöst – sofern sich keine Eizelle in der Gebärmutter eingenistet hat, du also nicht schwanger bist.

Bei unserer Geburt ist die Anzahl der Eizellen bereits festgelegt: Es sind rund zwei Millionen! Bis zur Pubertät reduziert sich diese Anzahl auf ungefähr 400.000 und im Alter von 40 Jahren sind noch ca. 10.000 bis 50.000 Follikel übrig. Zusätzlich zu den rund 500 Eisprüngen, die wir im Laufe unseres Lebens haben, gehen pro Monat in etwa 1.000 Follikel spontan zugrunde.

Das bedeutet: Mit Beginn der Wechseljahre neigt sich unser Eizellenvorrat langsam dem Ende zu. Das führt dazu, dass unsere Eierstöcke nach und nach weniger Östrogen und Progesteron produzieren. So bereitet sich unser Körper auf das Ende der fruchtbaren Lebensphase vor.

Dass unser »Hormonorchester« aus dem Takt gerät, lässt unseren Zyklus unregelmäßiger werden und ist hauptsächlich für die unterschiedlichen Symptome und Beschwerden in den Wechseljahren verantwortlich, wobei die ersten Anzeichen oft gar nicht mit dem Klimakterium in Verbindung gebracht werden.

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Wie lange dauern die Wechseljahre?

Vielleicht geht’s dir ja wie mir früher: Keine Ahnung, warum, aber irgendwie hatte ich die Vorstellung, die Wechseljahre würden mit einem lauten Knall beginnen und damit DEN einschneidenden Moment in meinem Leben markieren, an dem sich ALLES ändert – an mir, meinem Körper und generell mein ganzes Leben. Heute weiß ich es besser.

Denn so ist es natürlich nicht. Vielmehr sind die Wechseljahre ein Prozess mit Höhen und Tiefen und tatsächlich kann ich dir heute gar nicht mehr sagen, wann genau sie denn nun wirklich bei mir begonnen haben. Das geschieht meist schleichend, die ersten Anzeichen sind oft ziemlich subtil, sodass wir gar nicht auf dem Schirm haben, dass das jetzt die ersten Anzeichen für die Wechseljahre sein könnten.

Und auch später, wenn wir schon mittendrin sind im durcheinandergewirbelten Hormonorchester, lässt sich nicht immer eindeutig sagen, ob ein Symptom, das grundsätzlich typisch für die Wechseljahre ist, denn auch tatsächlich damit zusammenhängt oder schlicht und ergreifend aufs Älterwerden zurückzuführen ist.

Insgesamt dauern die Wechseljahre durchschnittlich 10 bis 15 Jahre und lassen sich in vier Phasen unterteilen.

1. Prämenopause

  • bezeichnet die fruchtbare Zeit vor dem Beginn der Wechseljahre
  • endet etwa mit Ende 30 / bis Mitte 40 Jahren
  • Hormonproduktion der Eierstöcke nimmt zum Ende dieser Phase langsam ab
  • Zyklus wird instabiler und es kommt oft zu chaotischen Blutungsmustern mit Dauerblutungen und / oder verkürzten Zyklen
  • Hormonspiegel schwanken – Progesteron schwindet, Östrogen dominiert, FSH (follikelstimulierendes Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon) steigen langsam an
  • Fruchtbarkeit nimmt ab
  • Schwangerschaft noch möglich
Vier Phasen der Wechseljahre verstehen

2. Perimenopause

  • kann in eine frühe und eine späte Phase unterschieden werden
  • dauert etwa 4 Jahre vor und ein Jahr nach der Menopause an
  • beginnt zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr, durchschnittlich mit 47 Jahren, in manchen Fällen auch schon früher mit Mitte 30
  • Regelblutung kommt immer unregelmäßiger und bleibt manchmal ganz aus
  • auch länger andauernde Blutungen sind möglich
  • Östrogenspiegel sinkt nun zunehmend, Progesteron nimmt weiter ab, womit das Verhältnis der beiden Sexualhormone Östrogen und Progesteron zueinander nicht mehr stimmt. FSH und LH steigen weiter an
  • Schwangerschaft noch möglich (bis 12 Monate nach der finalen Regelblutung)

3. Menopause

  • finale Menstruation
  • in den folgenden mindestens 12 Monaten tritt keine weitere Regelblutung auf
  • kann nur rückwirkend bestimmt werden
  • Durchschnittsalter: 51 bis 52 Jahre
  • Progesteron und Östrogen sinken weiter, FSH und LH steigen
  • da der Zeitpunkt der Menopause erst im Nachhinein definierbar ist, solltest du vor Ablauf der 12 Monate unbedingt noch verhüten

4. Postmenopause

  • beginnt 12 Monate nach der finalen Periode
  • dauert bis zum Senium an (zwischen 65. und 80. Lebensjahr)
    – nach einiger Zeit (individuell verschieden) lassen die Symptome nach, weil sich die Hormone auf ihrem neuen Niveau einpendeln
  • Östrogen- und Progesteronspiegel sind dauerhaft niedrig, FSH und LH hoch
  • Schwangerschaft nicht mehr möglich

Exkurs: Vorzeitige Menopause

Neben der hormonellen Umstellung kann das Eintreten der Wechseljahre auch erblich beeinflusst sein oder vorzeitig bzw. künstlich erfolgen, beispielsweise durch operative Eingriffe wie der Entfernung der Eierstöcke und / oder der Gebärmutter sowie einer Chemo- oder Antihormontherapie.
Wechseljahre Herzrasen

Anzeichen, Symptome und Beschwerden in den Wechseljahren

Die gute Nachricht zuerst: Die Wechseljahre müssen nicht unbedingt mit Beschwerden verbunden sein – rund ein Drittel aller Frauen erlebt das Klimakterium ohne nennenswerte Symptome. Etwa zwei Drittel der Frauen in Deutschland sind jedoch betroffen und fühlen sich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt, die Hälfte von ihnen sogar stark.

Kürzere oder längere Abstände zwischen den Perioden sowie eine stärkere oder schwächere Blutung können erste Anzeichen der Wechseljahre sein. Ebenso eine Gewichtszunahme, ohne dass du großartig etwas an deinen Ernährungsgewohnheiten geändert hättest. Vielleicht stellst du auch fest, dass du weniger Energie als früher hast und dich schlechter konzentrieren kannst.

Die Symptome an sich sowie deren Intensität und wie häufig sie auftreten variiert von Frau zu Frau. Und jede von uns nimmt sie außerdem unterschiedlich wahr.

Typische Beschwerden, die im Laufe der Wechseljahre auftreten können, sind:

  • unregelmäßiger Menstruationszyklus mit kürzeren oder längeren Intervallen, ungewohnt langer Blutung oder auch Zwischenblutungen
  • ungewollte Gewichtszunahme, die sich vor allem um die Körpermitte bemerkbar macht
  • Verdauungsprobleme
  • Hitzewallungen und Schweißausbrüche, auch nachts
  • Herzklopfen und Herzrasen
  • Schwindelgefühle
  • Schlafstörungen
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Nervosität
  • Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten
  • unerklärliche Ängste
  • Depressionen
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Haarausfall ebenso wie verstärkte Körperbehaarung
  • trockene Haut und Schleimhäute (auch Scheidentrockenheit)
  • Blasenentzündungen und Blasenschwäche
  • weniger Lust auf Sex

Die Liste der Symptome, die mit den Wechseljahren einhergehen, ist lang. Spezifisch dafür sind Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Andere Beschwerden werden u.a. auch mit den grundsätzlichen hormonellen Veränderungen im Alterungsprozess in Verbindung gebracht und beziehen sich zum Beispiel auf das vegetative Nervensystem, den Urogenitalbereich, die Haut und Knochen.

Vielleicht fragst du dich jetzt: »Sind die Symptome vorübergehend oder für immer?« Die Study of Women’s Health Across the Nation (SWAN) aus den USA kam in Bezug auf Hitzewallungen zu einer durchschnittlichen Dauer von 7,4 Jahren. Insgesamt kann die Übergangszeit je nach Situation der Frau wie anfangs erwähnt 10 bis 15 Jahre andauern. Einige Beschwerden wie die Hitzewallungen sind dabei vorübergehend, andere wie trockene Schleimhaute halten altersbedingt an.

Mit der » MENO-Checkliste kannst du deine Beschwerden anhand der Menopause-Rating-Skala einordnen und herausfinden, welchen Intensitätsgrad deine Wechseljahre haben. Sie hilft dir außerdem dabei, dich auf deinen nächsten Termin bei deinem / deiner Gynäkolog*in, Therapeut*in oder Heilpraktiker*in vorzubereiten.

Wenn du deine Symptome nicht klar zuordnen kannst, aber Gewissheit haben willst, ob du schon in den Wechseljahren bist, lass am besten deinen Hormonstatus von deinem / deiner Gynäkolog*in checken. Sei dir aber bewusst: Ein Speichel- oder Bluttest ist jeweils nur eine Momentaufnahme.

Wechseljahre verstehen Hitzewallungen

Was du tun kannst, um die Wechseljahre selbstbestimmt zu erleben

Puuuh, in den Wechseljahren passiert ganz schön viel, findest du nicht auch? So vieles verändert sich in unserem Körper – was wiederum Veränderungen in anderen Lebensbereichen anstößt, Prioritäten neu ordnet, gewissen Themen eine neue Bedeutung gibt. Das kann alles ganz schön verwirrend sein. Und auch Angst machen.

Die Wahrheit ist: Es gibt kein Allheilmittel, mit der sich alle möglicherweise auftretenden Beschwerden wegzaubern lassen. Aber: Wir sind den Wechseljahren trotzdem nicht hilflos ausgeliefert! Weder dem Chaos unserer Hormone noch dem Stigma, das Frauen in den Wechseljahren in unserer Gesellschaft leider immer noch anhaftet.

Du kannst selbst viel dafür tun, deinen Körper für diese herausfordernden und spannenden Jahre fit zu machen. Indem du fundiertes Wissen über deinen eigenen Körper, seine Abläufe und Funktionen hast, findest du zu den für dich richtigen Entscheidungen. So kannst du heute die Weichen stellen, WIE du alt werden möchtest.

Mit einem bewussten und gesunden Lebensstil kannst du zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden in deinem Leben beitragen. Heike und ich setzen dafür auf ein ganzheitliches Konzept aus Bewegung, Ernährung, Mindsetarbeit und Wellness, das sich gut im Alltag integrieren und leben lässt.

Wechseljahreverstehen: Was du tun kannst

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Bei unklaren Beschwerden und besonders, wenn sie deinen Alltag zur Qual machen (wie das bei rund einem Drittel der Frauen der Fall ist), solltest du gynäkologische Beratung in Anspruch nehmen oder eine(n) Hormonspezialist*in aufsuchen.

Es gibt medikamentöse Therapien wie die Hormonersatztherapie (mit synthetischen oder bioidentischen Hormonen), Phytoöstrogene und nicht medikamentöse Ansätze mit pflanzlichen Präparaten. Weitere Maßnahmen sind ein gesunder Lebensstil, die kognitive Verhaltenstherapie, Akupunktur, Tiefenentspannung, Yoga oder Hypnose.

Uns persönlich haben neben der Anpassung unseres Lebensstils vor allem bei der Ernährung und Bewegung unter anderem pflanzliche Präparate, Tiefenentspannung und regelmäßiges Yoga eine Linderung von Wechseljahresbeschwerden verschafft.

Die Wechseljahre sind bei uns Frauen ganz individuell und unterschiedlich ausgeprägt. Welchen Therapieansatz und welche Behandlungsmöglichkeiten du für dich nutzt, solltest du nach Abwägung von Nutzen und Risiken der jeweiligen Maßnahmen entscheiden.Wichtig ist, grundsätzlich etwas für dich und deine Gesundheit zu tun. Denn die hormonelle Umstellung und das zunehmende Alter können u. a. Risikofaktoren wie Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes Typ2, Osteoporose und Muskelschwund mit sich bringen.

Ein bewusster und gesunder Lebensstil mit nährstoffreicher Ernährung, regelmäßiger Bewegung für Kraft und Flexibilität, aber auch mentaler Ausgleich und Stressreduktion ist daher grundlegend – nicht nur in den Wechseljahren.

Bildnachweis
  • Headerbild: Wechseljahre verstehen, Adobe Stock 533346374
  • Prämenopause: Vier Phasen der Wechseljahre, ©Menomente
  • Anzeichen, Symptome Beschwerden:
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  • Anzeichen, Symptome Beschwerden: Wechseljahre Hitzewallungen, Adobe Stock 554040595
  • Was du tun kannst…: Wechseljahre was du tun kannst, Adobe Stock 330261957
Lina Engelmann

Carina Breuer (50) ist Kommunikations- und Marketingexpertin, Bloggerin und Autorin. Motiviert durch ihr eigenen Erfahrungen hat sie die digitale Plattform MENOMENTE gegründet, um Frauen in den Wechseljahren mit Wissen und Inspiration dabei zu unterstützen, ihren persönlichen Kompass für diese Lebensphase zu finden. Hier und auf Instagram schreibt sie über alles, was Frauen in dieser spannenden Zeit bewegt.